36. Winterspreefahrt

Mitte der Siebziger Jahre fanden In Polen die ersten Winterfahrten auf der Welna, Gwda und Brda statt, aufgrund der weit östlicheren Lage so richtig mit Schnee an den Ufern und Eis am Paddel. An diesen Fahrten nahmen auch immer Sportler des DKSV teil, und alsbald gab es auch bei uns rührige Organisatoren, die die ersten Winterfahrten kreierten.

Dazu gehörten die Winter-Elbe-Fahrt und die Winterfahrt auf der Dahme. Infolge der Sperrung der Dahme zwischen Staakmühle und Märkisch-Buchholz aus Naturschutzgründen musste diese außerordentlich beliebte Fahrt jeweils am ersten Advent aufgegeben werden. 

Im Februar 1978 gab es dann die erste Winterfahrt auf der Alten Spree (offiziell heißt sie Müggelspree) von Fürstenwalde nach Erkner. Ins Leben gerufen wurde sie von den damals noch sehr rührigen Kanuten von PCK Schwedt unter Leitung des legendären Hilmar Schmidt. Gleich bei der ersten Fahr gab es einen zünftigen Wintereinstieg. Um zum Ziel zu gelangen, der Kantine vom Teerwerk Erkner, mussten die Fahrtteilnehmer ihre Boote über den zugefrorenen Dämeritzsee ziehen. Zwei weitere Male fiel die Paddelei wegen Eis und Schnee aus. Davon wurde das eine Mal die Strecke zu Fuß und per Ski absolviert, das andere Mal lag so viel Schnee, dass eine Anreise erst gar nicht möglich war. Nach der zehnten Fahrt war dem Verein PCK Schwedt die aufwändige Organisation der Fahrt nicht mehr möglich.

Dankenswerterweise übernahm damals der Verein Einheit Berliner Bär diese Fahrt und führt sie bis zum heutigen Tag erfolgreich fort. Der damalige Wanderwart vom BFA Berlin des DKSV, einige werden sich noch an ihn erinnern (mit der Nennung seines Namens kann man mindestens eine Stunde lang alte Geschichten aufwärmen), fand den Termin der Fahrt im Februar wegen der Gefahr des Ausfalls wegen Wintereinbruch nicht gut und verfügte die Verlegung auf das Novemberwochenende.

Nun konnte zwar seit 26 Jahren immer gepaddelt werden, aber leider nicht mehr unter winterlichen Bedingungen, eher bei unserem typisch neblig-trüben Novemberwetter. Leider ging mit dieser Terminänderung auch der außerordentlich beliebte Kanutenfasching den Bach runter. Die anfänglichen Versuche, einen Fasching vor Weihnachten aufzuziehen (manchmal auch am Totensonntag) wurden nach der Wende bald aufgegeben. Übriggeblieben ist zum Glück aber die abendliche Disco am Sonnabend. Vielen Dank an die Organisatoren zur Aufrechterhaltung dieser Tradition, gehörte doch früher ein Kanutenball zu jeder bedeutenden Kanufahrt im DKSV.

So trudeln also am letzten Novemberwochenende am Freitagabend in diesem Jahr etwa 80 Kanuten aus Brandenburg, Potsdam, Schwedt, Rostock, Greifswald, Dessau und drei Berliner Vereinen aus dem Spree-Dahme-Bereich in Hangelsberg ein. Und wieder einmal gab es ein neues Quartier. Die Hangelsberger Bürger haben sich eine neue Turnhalle gebaut – die Müggelspreehalle. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bürgerhaus und zum Stützpunkt eines Kanuverleihers. Die Halle selber ist riesig, aber durch eine Art Vorhang kann man einen Teil der Halle abtrennen, so dass in dem anderen Teil die Sportvereine von Hangelsberg immer noch trainieren können. Die „paar Kanuten“ finden rings um die Halle Platz, für jeden ist sogar noch eine extra Sportmatte da, gepaart mit der eigenen Isomatte dürfte das eine „himmlische“ Schlafstatt gewesen sein. Zusammen mit den nagelneuen Sanitärräumen und dem noblen Bürgerhaus ist das schon ein Vier-Sterne-Quartier für eine Kanuveranstaltung in der kalten Jahreszeit. In meiner über fünfzig-jährigen Erinnerung waren wir schon viel, viel mieser untergebracht.

Im Bürgerhaus konnte der Veranstalter, Jörg Stampe von den Berliner Kanubären, alle Teilnehmer begrüßen. Gegen 21.00 Uhr machte dann der SC Berlin-Grünau mit zwei Filmen von der Wintersaalefahrt und der Wildwasserfahrt noch etwas Reklame für seine eigenen Fahrten.

Am nächsten Morgen trifft sich alles so gegen ½ 11 Uhr beim Ruderverein in Fürstenwalde. Sein Boot konnte man schon am Freitagabend dort ablegen und früh mit dem Regionalzug zum Start fahren. Nach der kurzen Eröffnung geht es dann gemütlich zur Großen Tränke. Dort haben die fleißigen Berliner Kanubären bereits ordentlich gegrillt und Glühwein heiß gemacht.

Nach der ausgedehnten Mittagspause geht es nur noch wenige Kilometer bis nach Hangels-berg, einige fahren auch weiter bis Spreeau oder gar bis zum Campingplatz Jägerbude hinter der Autobahnbrücke. Diese Weiterfahrt über Hangelsberg hinaus bedarf natürlich eines erhöhten Pendelbedarfs an Autofahrerei.

Am Abend strömt alles wieder ins Bürgerhaus. Die Kanubärenköchinnen und –köche haben inzwischen ein tolles Buffet angerichtet u.a. mit sieben unterschiedlichen Suppen, wie Kartoffel-Lauchsuppe, Omas Tomatensuppe, Rosenkohltopf, Chili con Carne, Kürbis-Ingwer-Suppe, Soljanka und griechische Gyros-Suppe.

Außer den Suppen gab es noch eine Riesenschüssel Nudelsalat, zu Brot und Schrippen jede Menge gefüllte Eier und Hackepeter, als Nachtisch reichlich Obstsalat. Als alle eigentlich satt waren, schmiss Heike ihre Waffeleisen an und noch später brutzelte ein Sportfreund im Vorraum zum Saal leckeren Langosch.

Also was hier die Kanubären und, ich glaube vor allem, -bärinnen ohne Zuhilfenahme eines Caterers auf die Tische bringen ist wohl einmalig bei allen Verbandsfahrten. Dafür gebührt dem Kanuverein Berliner Kanubären ein riesengroßes Lob und Dankeschön.

Nachdem alle satt sind, zieht der DJ seine Regler hoch. Bis Mitternacht kann nun ordentlich    abgerockt werden. An der Theke gibt es reichlich Getränke fast zum Selbstkostenpreis, also Gewinn haben die Bären da nicht gemacht. Weit nach Mitternacht wanken die Letzten in Ihre Quartiere.

Am Sonntagmorgen ist wieder großes Treffen im Bürgerhaus zum Frühstück. Die Bären haben schon fleißig Kaffee gekocht und für die Teetrinker ist auch heißes Wasser da. Einige pendeln danach ihre Autos nach Erkner und nutzen ganz ökologisch wieder die Regionalbahn.

Entgegen der Ankündigung im Wetterbericht, dass es am Sonntag trocken und auch teils sonnig sein soll, fängt es alsbald an zu nieseln und geht zur Mittagszeit auch in richtigen Regen über. Wer in Hangelsberg startete, ist nach zweieinhalb Stunden an der Jägerbude angekommen. In den letzten Jahren wurden einige Altarme wieder geöffnet, so dass sich die Strecke von der Großen Tränke bis zur Mündung in den Dämeritzsee um etwa 4 km auf rund 32 km verlängert hat, die Gesamtstrecke von Fürstenwalde bis Erkner misst dann rund 40 km.

Einige nutzen die am Campingplatz befindliche Gaststätte zu einer längeren Rast. Der Veranstalter sollte aber im nächsten Jahr die Gaststätte darauf hinweisen, dass mit einer größeren Zahl von Gästen zu rechnen ist – Koch und Kellnerin waren in diesem Jahr vom Ansturm doch etwas überfordert.

Aber nach über einer Stunde konnten wir die Fahrt Richtung Erkner fortsetzen. Inzwischen hatte es auch aufgehört zu regnen. Zwischen Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Flakenkanal ist eine günstige Aussatzstelle. Allerdings ist der Parkplatz auf der rechten Seite inzwischen durch ein neues Haus entfallen, man sollte also besser an der linken Seite aussteigen, dort befindet sich bei einem Supermarkt ein ausreichend großer Parkplatz, auch ist es bis zum Bahnhof nur ein Katzensprung.

Liebe Kanubären, wenn es auch wieder nur eine November-Niesel-Fahrt war, wünschen wir Euch weiter viel Spaß und Durchhaltevermögen bei der Organisation einer der wenigen Wochenendfahrten im LKV Berlin.

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