RUDERN

Unsere Fahrtenberichte

Blossin 2022

Eine Wanderfahrt unter dem Motto „trotzdem“! Unsere erste größere Wanderfahrt seit zwei Jahren vom 26. Mai bis 28. Mai.

Die Strecke

 

Die Hinfahrt - 26. Mai


Ein schon fast gewohnheitsmäßig die Anreise ungebührlich verlängernder S-Bahn-Pendelverkehr nach Grünau sei nur am Rande erwähnt. Auch einersturmverheißenden Wetter-App-Vorhersage wollten wir nicht gestatten, unsere guteStimmung zu trüben.

Eva war (momentan, vorübergehend) leider alles andere als gut zu Fuß, abertrotzdem wie gewohnt fröhlich-optimistisch, als sie uns am Himmelfahrtsmorgen aufdem Bootsplatz in Grünau im Rollstuhl begrüßte. Dank zweier hilfsbereiter Freunde,die sie die kommenden drei Tage unermüdlich begleiteten, würde sie stets vor denBooten am Treffpunkt sein und schon mal alles für uns regeln. Wir lernten Hans undJosef ebenfalls sehr schätzen, nicht nur wegen des Gepäcktransports in ihrem Auto.

Neben Eva, Hans und Josef begleiteten drei Fahrräder die drei Vierer mitSteuerleuten. Radfahrende und Rudernde wechselten sich von Etappe zu Etappe ab,was die Tour zusätzlich abwechslungsreich gestaltete. Achim aus Köln und Robertaus Hannover hatten sich als Gäste zu uns gesellt, obwohl sie gefühlt gar keineGäste waren, sondern schon fest zu Queerschlag gehören.

Kaum hatten wir abgelegt, erfasste uns ein gnädiger Schiebewind oder doch schoneher Sturm, der uns geradezu fliegen ließ, und noch trübte keine Ahnung unserefröhlichen Gedanken, wie denn wohl die Rückfahrt werden.

Unsere erste Pause legten wir beim ESV Schmöckwitz ein. Zugegeben, das war eineziemlich kurze Etappe, aber so’ne Tasse Kaffee zur rechten Zeit ist einfach nicht zuverachten. Auch beim zweiten Stopp am Ruderclub Königs Wusterhausen nahmman uns freundlich auf. Trotz ausgiebiger Pause folgte nur wenige hundert Meterweiter die nächste Fahrtunterbrechung. Nach kurzer Wartezeit passierten wirroutiniert die Schleuse Neue Mühle und verabschiedeten uns gewohnt zünftig miteinem dreifachen Hipp-Hipp-Hurra beim Schleusenmeister.

See um See und dann wieder schmale Fließe durchfahrend, wurde die Landschaftimmer schöner, gekrönt durch das Anlanden am Strandidyll Gussow, besser bekannt unter dem Namen Cosmea, welches sogar geöffnet hatte und nach wie vor durchsein charmantes Ambiente besticht, auch wenn aufwendige Blumendekoration fehlte.Wir wurden trotz dreier corona-bedingter Ausfalljahre fast sofort als langjährigeStammgäste erkannt (nach kurzer Einhilfe, denn es fehlte Ingo als Identifikations-figur) und auf’s Beste bewirtet.

Diesen vorläufigen Höhepunkt unserer Reise nach ausgiebigen kulinarischen Genüssen verlassend, überquerten wir mit kräftigen Schlägen den anmutiggeschwungenen Dolgensee, während die Radfahrenden, geführt vom ortskundigen Tom, den deutlich staubigeren, aber nicht weniger reizvollen Weg drum herumnahmen. So erreichten wir am späten Nachmittag den Wolziger See, dessenbaumbestandene Ufer nur ab und an ein Stückchen sandigen Strandes freigaben.Einer dieser schilfumkränzten Strände gehörte zu unserem Domizil, an dem wir insseichte Wasser steigen mussten, um die Boote sicher an Land zu bringen. Flinkwaren alle barfuß aus den Booten, die wir sorgsam auf der Wiese vor dem großenSportgelände lagerten.

Das schmucke Jugendbildungszentrum Blossin liegt mitten im Wald und ist rechtweitläufig. Die weitesten Wege hatten die glücklichen Einzelzimmerbewohner, die,wenn sie den Weg zu ihrer Bettstätte erst einmal gefunden hatten, mehr alszufrieden waren. Das Abendessen in der Mensa rief wohlige Erinnerungen anjugendliche Klassenfahrten wach. Ist halt ein Jugendbildungszentrum.

 

   

     

 

 

Wandertag - 27. Mai


Der Freitag wurde zum allgemein anerkannten Schontag erkoren. Niemanden trieb es ins Ruderboot, dafür fast alle auf einen ausgedehnten Spaziergang über Kolberg nach Prieros. Hier verschreckten wir durch unsere pure Anwesenheit nachhaltig die ortsansässigen Stammkunden des Nahkaufs. Auf dem Rückweg ließen wir es uns in einer verkehrsgünstig gemütlichen Waldgaststätte gut gehen, und es blieb noch genug Zeit, sich vor dem Abendessen ein wenig auszuruhen. Der Abend fand ein rasches Ende, denn neben Müdigkeit ließen uns auch die ungemütlich niedrigen Temperaturen auf unsere Zimmer streben.

   

 

Die Rückfahrt - 28. Mai


Für die samstägliche Rückfahrt gab es drei mögliche Wind-Szenarien: Schwächer,genauso stark oder stärker als auf der Hinfahrt. Leider traf Variante 3 ein: nochstärkerer Wind aus der ungünstigsten alles denkbaren Richtungen, nämlichWest/Nordwest. Hm. Während wir gedanklich schon einen möglichen Plan B durch-spielten, beschlossen wir, die Rücktour ganz unerschrocken wie geplant anzutretenund notfalls spontan zu entscheiden, was wir tun, wenn uns auf einem der Seen zuhohe Wellen erwarten sollten. Eine auf dem Wolziger See geplante Segel-meisterschaft wurde unterdessen windbedingt abgesagt – was schon was heißenwill.

Der Gegenwind war in der Tat heftig, aber im Vertrauen auf unsere guten Boote,unsere guten ruderischen Fähigkeiten und unseren guten queeren Stern wagten wiruns beherzt auf den Dolgensee hinaus. Die Wellen waren zwar hoch, und niedlicheweiße Schaumköpfe, von denen auch der eine oder andere ins Boot lugte, schienenuns mahnen zu wollen, aber uns erschien das Rudern möglich. Um die Spannungnicht ins Unermessliche steigen zu lassen, sei es verraten: UnsereUnerschrockenheit wurde belohnt. Diesen wie auch den noch viel größeren undgefährlicheren Krüpelsee haben wir mit Bravour gemeistert. Ein Dank an alleRuderinnen und Ruderer und natürlich die Steuerleute und wo wir schon beimDanksagen sind auch ein großes Dankeschön an den Begleittross und denallergrößten Dank an unsere Eva.

Mit den üblichen Pausen wie auf der Hinfahrt hielten wir wacker durch. Erheiterungerfuhren wir durch völlig verpeilte Paddler, die sich in der Schleuse verhakten, sodass für sie eine Notfall-Sonderschleusung durchgeführt werden musste. Erfrischungwurde uns durch die von der Natur so sehr ersehnten Regenschauer zuteil. DenWind immer strikt von vorn, kamen wir zwar rechtschaffen müde, aber glücklich undwohlbehalten und zur rechten Zeit am heimatlichen Steg an. Schön wars.

Martin Badow


 

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