10. Göltzschfahrt

Einen Tag nach dem sächsischen Anpaddeln organisierte der Kanuverein Union Zwickau  eine Wildwasserfahrt auf der Göltzsch. Für den Fahrtenleiter Karl-Heinz aus Greiz ist es sein Heimatbach. Für mich selbst ist es ebenfalls mein Heimatbach.

Nachdem ich im Gummi-Slalom-Einer der späteren Olympiasiegerin von 1972 Angelika Bahmann im Sommer 1965 vom Wildwasserbazillus infiziert war, erwarb ich anschließend das gleiche Boot und  paddelte auf der Göltzsch bereits im Frühjahr 1966, allerdings mit mehreren Badeeinlagen. Aus diesen dilettantischen Anfängen entwickelte sich übrigens unsere Wildwasserfahrt auf erzgebirgischen Wildflüssen, die in diesem Jahr bereits zum 40. Mal stattfindet.

Für die Göltzsch-Fahrt konnte ich noch Anne und Frank gewinnen. Die Anreise bzw. die Treffpunktzeit war allerdings sehr hart. Nach Zeitumstellung auf die Sommerzeit trafen wir uns in stockdunkler Nacht um 06.15 Uhr vor meiner Haustür. Aber noch war es ruhig auf den Straßen und drei Stunden später rollten wir als Erste auf den großen Parkplatz am Ufer der Weißen Elster in Greiz. Aber alsbald trafen die Fahrzeuge der Kanuten aus Greiz, Chemnitz, Dresden, Gera, Jena, Leipzig, Meißen und Zwickau auf dem Platz ein. Der Fahrtenleiter Karl-Heinz wies uns als den weitest Angereisten einen Platz für unsere drei Boote auf dem Hänger des Zwickauer Kanuvereins zu sowie auch drei Mitfahrfahrgelegenheiten. So konnte unser Auto praktischerweise am Zielort stehen bleiben.

Gegen 10.15 Uhr setzte sich die Autokolonne zum Startort nach Lengenfeld in Bewegung. Zur Eröffnung in Lengenfeld konnte der Fahrtenleiter zur kleinen Jubiläumsfahrt 57 Kanuten begrüßen. Inzwischen war auch das Zuschusswasser aus einer kleinen Talsperre oberhalb von Falkenstein angekommen. Der Spitzenwert der Abflussmenge betrug dann Q=4,5 m3/s bei einem Pegel von 70 cm an der Messstation in Mylau.

Am Start in Lengenfeld

Und kurz vor 11.00 Uhr setzten wir dann in die Göltzsch, die Goldene, ein. Ja, von Gold soll der Name Göltzsch sich ableiten, sagen sie im Vogtland. Es könnte stimmen. Heute weiß man: Die Göltzsch ist eines der goldreichsten Gewässer in Deutschland. Heutzutage gelingt es Hobbygoldwäschern gelegentlich an manchen Stellen kleine Goldflitter in einer Größe zwischen 0,1 und 2 mm auszuwaschen.

Auch für uns ist heute  ein goldiger Tag. Es ist angenehm warm und den ganzen Tag scheint die Sonne. Die Göltzsch ist ein verspielter Fluss, auf dem keine Langeweile aufkommt. Kleine Schwallstrecken, viele enge Kurven, meist befahrbare Wehre, vorbei an Wiesenauen, durch kleine Wälder, vorüber an bizarren Felsen und versteckten Höhleneingängen, die aus der Zeit der Goldsuche stammen.  Unterhalb des Ortes Buchwald, direkt an der Göltzsch gelegen, führt die Wassertour sogar an einem Versuchsstollen aus dem Jahre 1710 vorüber.

Wehrdurchfahrt

Nach der Wende hat man leider  bereits zwei Wehre sehr kanutenunfreundlich umgebaut, die wir nun umtragen müssen. Am ersten Wehr entsteht unterhalb ein gefährlicher Rücklauf und am zweiten Wehr führt ein sehr niedriger Steg darüber hinweg. An diesem Wehr nutzten wir den erzwungenen Ausstieg für eine längere Pause, denn wir haben die kleine Zuschusswasserwelle eingeholt. Alsbald erreichten wir die kleine Stadt Mylau. Auf der rechten Flussseite grüßt oberhalb der Stadt die bereits von Kaiser Karl IV im Jahre 1367 besuchte Burg, die er auch baulich erweitern ließ.

Kurz nach 13.00 Uhr sind wir an dem geplanten Zwischenstopp oberhalb der Göltzschtalbrücke angekommen.  Karl-Heinz hatte engagierte Begleiter seines Vereins organisiert, die warme Suppen und kalte Getränke für die hungrigen Sportler austeilten. Wir haben Muse, die größte Ziegelsteinbrücke der Welt zu bestaunen (28 Millionen verbaute Ziegel). In 78 m Höhe überspannt sie auf 574 m Länge das Göltzschtal. Sie wurde in nur fünf Jahren von Mai 1846 bis Juli 1851 erbaut.  

Die Göltzschtalbrücke - größte Ziegelsteinbrücke der Welt

Nach über einer Stunde Mittagspause hieß es weiterfahren, das Zuschusswasser läuft schließlich nicht ewig.

Die letzten Kilometer bis zur Einmündung in die Weiße Elster gingen viel zu schnell vorbei. Die Kulisse der Park- und Schlossstadt Greiz kündigte das Ende des 21 km langen Abenteuers mit dem Ausstieg am Elsterparkplatz an.

Ankunft von Anne und Frank in Greiz

Anne und Frank haben das zeitige Aufstehen nicht bereut, sie waren von der goldenen Göltzsch mehr als begeistert.

In Greiz verabschiedete uns der Veranstalter noch mit Kaffee und Kuchen.

Das Kaffee- und Küchenbuffet mit dem Serviceteam vom Kanuverein Union Zwickau

Danach starteten wir zur 300 km langen Heimfahrt und erreichten gegen 21.00 Uhr wieder Berlin.

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