Noch Mitte November schwadronierten die Meteorolügen über das wärmste Jahr 2014. Aber in der letzten Novemberwoche gingen die Temperaturen täglich weiter in den Keller, so dass am Paddelwochenende ganztägige Minustemperaturen herrschten.
Zusätzlich sorgte ein hässlicher Ostwind, der sich irgendwo in Sibirien auf den Weg gemacht hatte, für zusätzliche Kälteschauer und rote Nasen. Pudelmützen, Handschuhe und Paddelpfötchen waren in diesem Jahr nicht nur modisches Accessoire, sondern unabdingbare Wohlfühlvoraussetzung. Wenn nur einige Paddler in den Zweierbooten nicht so fürchterlich ihren Vorder- oder Hintermann nass spritzen würden, aber das lag wohl am Wind.
Trotz all dieser vorhersehbaren Widrigkeiten, fanden sich rund 80 Teilnehmer am Freitagabend im Bürgerhaus in Hangelsberg ein. Wegen eines hochkarätigen Volleyballturniers der Hangelsberger Sportgemeinschaft, welches sich fast bis 23 Uhr hinzog, konnte die Müggelspreehalle – eine erst ein Jahr alte Turnhalle unweit vom Bürgerhaus - erst sehr spät bezogen werden. Die Halle selber ist riesig, aber durch eine Art Vorhang kann man einen Teil der Halle abtrennen, so dass in dem anderen Teil die Sportvereine von Hangelsberg immer noch trainieren können. Die „paar Kanuten“ finden rings um die Halle Platz, für jeden ist sogar noch eine extra Sportmatte da, gepaart mit der eigenen Isomatte dürfte das eine „himmlische“ Schlafstatt gewesen sein. Zusammen mit den nagelneuen Sanitärräumen und dem noblen Bürgerhaus ist das schon ein Vier-Sterne-Quartier für eine Kanuveranstaltung in der kalten Jahreszeit. In meiner über fünfzigjährigen Erinnerung waren wir schon viel, viel mieser untergebracht.
Einige überbrückten die Zeit beim Hangelwirt und natürlich im Bürgerhaus. Die Theke war immer dicht umlagert, hatte der Veranstalter doch reichlich vorgesorgt. Zusätzlich zeigte der SC Berlin-Grünau zwei Filme von seiner Wildwasserfahrt in den Cevennen auf Ardèche und Tarn sowie einige Impressionen aus Island. Weit nach Mitternacht ging auch in der Turnhalle endlich das Licht aus, gibt es doch für den Regieraum nur einen Schlüssel und den gibt der Fahrtenleiter natürlich nicht aus der Hand.
Am Sonnabend trafen sich alle wieder gegen 08.00 Uhr im Bürgerhaus. Die fleißigen Kanubären hatten bereits Kaffee gekocht bzw. für die Teetrinker heißes Wasser bereitet.
Die Winterspree ist eine sehr ökologische Fahrt. Jeder kann sein Boot am Anreisetag bereits zum Fürstenwalder Ruderverein bringen und am Sonnabend gegen 10.00 Uhr wird dann mit dem Zug nach Fürstenwalde gefahren. Das ist auch eine sehr preisgünstige Variante, da in Hangelsberg kein Fahrkartenautomat steht und der Zugführer in den fünf Minuten Fahrzeit keine 50 Leute abkassieren kann, also lässt er die Paddler gleich ganz in Ruhe.
Kurz vor 11.00 Uhr eröffnete der Fahrtenleiter Jörg Stampe die Fahrt und begrüßt die kälteresistenten 80 Paddler aus Altenburg, Brandenburg, Eisenhüttenstadt, Greifswald, Görlitz, Jena, Potsdam, Premnitz, Rostock, Schönburg, Schwedt, und fünf Berliner Vereinen aus dem Spree-Dahme-Bereich. Wir sind in diesem Jahr mit 11 Teilnehmern (außer dem Veranstalter) die größte Gruppe.
Nach der kurzen Eröffnung geht es dann gemütlich zur Großen Tränke. Dort haben die fleißigen Berliner Kanubären bereits ordentlich gegrillt und Glühwein heiß gemacht.
Warum der Fahrtenleiter allerdings in mühseliger Kleinarbeit unzählige Wertmarken produzierte, will sich mir nicht ganz erschließen. Seine Helfer jedenfalls verzichten und gießen umso großzügiger Glühwein nach, der heute reißenden Absatz findet.
Nach der ausgedehnten Mittagspause geht es nur noch wenige Kilometer bis nach Hangelsberg, einige fahren auch weiter bis Spreeau oder gar bis zum Campingplatz Jägerbude hinter der Autobahnbrücke. Diese Weiterfahrt über Hangelsberg hinaus bedarf natürlich eines erhöhten (und unökologischen) Pendelbedarfs an Autofahrerei.
Am Abend strömt alles wieder ins Bürgerhaus. Die exzellenten Sterneköchinnen und –köche der Berliner Kanubären haben inzwischen ein exklusives Buffet angerichtet, u.a. mit zehn unterschiedlichen Suppen mit fantasievollen Namen, wie Spaßvogelsuppe, Saunasuppe, Kosmonautensuppe, aber auch mit Hinweisen auf den Inhalt, wie Hühnersuppe, spanische Linsensuppe, Käse-Lauch-Suppe, Broccolicremesuppe.
Außer den Suppen gab es noch eine Riesenschüssel Nudelsalat, zu Brot und Schrippen jede Menge gefüllte Eier und Hackepeter, als Nachtisch reichlich als Vitaminsuppe getarnter Obstsalat.
Als alle eigentlich satt waren, schmiss Heike ihre Waffeleisen an. Also was hier die Kanubären und ich glaube vor allem -bärinnen ohne Zuhilfenahme eines Caterers auf die Tische bringen, ist wohl einmalig bei allen Verbandsfahrten. Die Teilnehmer haben sich mit großem Appetit bedankt. Übrigens, mir hat am besten die Saunasuppe geschmeckt.
Nachdem alle satt sind, wird das Licht gedimmt und der DJ zieht seine Regler hoch. Bis Mitternacht kann nun ordentlich abgerockt werden und an der Theke gibt es reichlich Getränke fast zum Selbstkostenpreis. Weit nach Mitternacht wanken die Letzten in Ihre Quartiere und einige Mutige in die kühlschrankkalten Schlafautos.
Am Sonntagmorgen ist wieder großes Treffen im Bürgerhaus zum Frühstück. Die Bären haben schon fleißig Kaffee gekocht und für die Teetrinker ist auch heißes Wasser da. Einige pendeln danach ihre Autos nach Erkner und nutzen ganz ökologisch wieder die Regionalbahn.
Entgegen der Ankündigung im Wetterbericht, dass am Sonntag die Sonne scheinen soll, bleibt es weiterhin trübe und kalt. So kalt, dass das Spritzwasser am Boot gefriert und auch am Paddelschaft bildet sich ein kleiner Eisfilm.
Wer in Hangelsberg startete, ist nach zweieinhalb Stunden an der Jägerbude angekommen. Einige nutzen die am Campingplatz befindliche Gaststätte zu einer längeren Rast.
In den letzten Jahren wurden vier Altarme wieder geöffnet, so dass sich die Strecke von der Großen Tränke bis zur Mündung in den Dämeritzsee um etwa 4 km auf rund 32 km verlängert hat, die Gesamtstrecke von Fürstenwalde bis Erkner misst dann rund 40 km.
Den ekligen kalten Ostwind haben wir fast immer im Rücken, so dass er nur wenig stört. Nur auf dem Dämeritzsee pustet er uns genau ins Gesicht, aber da ist das Ziel schon fast zu sehen.
Zwischen Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Flakenkanal ist rechts eine günstige Aussatzstelle. Wo einmal ein recht großer Parkplatz war, steht jetzt eine Sparkasse mit ein paar Kundenparkplätzen. Am Supermarkt an der linken Seite befindet sich ein ausreichend großer Parkplatz, der allerdings mit einer Schranke gesichert werden kann. In diesem Jahr war die Schranke zwar offen, aber man weiß ja nie…Von hier ist es bis zum Bahnhof allerdings nur ein Katzensprung. Für die Fahrt von Hangelsberg bis zur Abfahrt der Regionalbahn sollte man etwa 35 Minuten einplanen.
Liebe Kanubären, Ihr habt das mit der Winterfahrt in diesem Jahr schon ganz gut hinbekommen, aber die Sache mit den Temperaturen ist noch steigerungsfähig. Ich kann mich an eine Dahmefahrt zum 1. Advent erinnern, da waren es am Sonntagmorgen -18 Grad. Wir wünschen Euch weiter viel Spaß und Durchhaltevermögen bei der Organisation einer der wenigen Wochenendfahrten im LKV Berlin und bedanken uns ganz herzlich beim Fahrtenleiter und seinem fleißigen Team.