Als Fortsetzung der Haveltouren von Himmelfahrt in Brandenburg weilten wir eine Woche später beim Rathenower Kanuverein.
Der Verein ist wieder Kanustation. Er hat eine kleine Küche und ordentliche Sanitärräume. Für die Zelte und Wohnwagen steht eine große, meist schattige Wiese zur Verfügung. Außer uns kamen an jedem Abend noch ein paar „echte“ Wasserwanderer vorbei, die über Pfingsten eine längere Gepäckfahrt auf der Havel durchführten.
An Pfingstsonnabend sollte es havelaufwärts bis zum Premnitzer Kanuverein gehen, da dieser Verein eine Gaststätte auf seinem Gelände hat. Eine telefo-nische Anfrage misslang leider, da die Rufnummern im Jübermann-Atlas inzwischen überholt sind. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto ging es dann pünktlich um 10.00 Uhr in die Boote und schon bald waren wir von der Stadthavel in die hier schon ansehnliche breite Havel eingebogen.
Nach wenigen Kilometern konnten wir aber von dem sehr breiten, aber sehr träge dahin fließenden Fluss in die Mögeliner Havel abbiegen. Sie schlängelt sich unmittelbar am Dorf Mögelin vorbei und mündet nach 4 km wieder in die Havel. Nach weiteren 3 km ist an der Mündung der Stremme das Dorf Milow erreicht. Die Gaststätte beim Premnitzer Kanuverein hat seit zwei Jahren geschlossen, also probierten wir unser Glück im gegenüberliegenden Milow. Es war etwa 12.15 Uhr als uns eine resolute Kellnerin eröffnete, sie habe keine Plätze und auch für so viele Leute kein Essen und außerdem sei für eine geschlossene Veranstaltung sowieso gleich geschlossen. Und das in der viel gepriesenen Marktwirtschaft. Auch der nächste Versuch in der Milower Scheune scheiterte an einer geschlossenen Veranstaltung. Sollte es sich bei beiden Veranstaltung um Hochzeiten mit reichlichem Nachwuchs gehandelt haben, sei den Milowern ausnahmsweise verziehen. Einige Wenige schafften es dennoch, der Wirtschaft etwas Essbares abzutrotzen. Missmutig und auf die Gastronomen schimpfend, die die neue Zeit immer noch nicht verstanden hätten, paddelten wir zurück. Zur Kaffeetrin-kenzeit legten wir nach 20 km wieder im Verein an.
An Pfingstsonntag sollte es havelabwärts gehen. Die ursprüngliche Idee, bis zum Ende des Hohennauener Sees zu paddeln, aber vorher die Autos zu pendeln, schmiss der Fahrtenleiter noch kurzfristig um. Da auf der Havel so gut wie keine Strömung spürbar ist, wurde sowohl hin als auch zurück gepaddelt. Dafür war dann auch die Strecke insgesamt 24 km lang. Zuerst ging es über die Stadthavel und durch die Stadtschleuse. Im Mittelalter war zwischen dem Weinberg auf der rechten Seite und dem Kirchberg auf der linken Seite eine feste Landverbindung. Erst nach 1700 wurde an dieser Stelle mit der Stadt-schleuse eine schiffbare Verbindung geschaffen. Vorher war bereits 1610 eine Kammerschleuse oberhalb des Mühlentores errichtet worden. Dann hieß es aufpassen, die Einfahrt zur Stremme nicht zu übersehen. Aber an der Einfahrt steht ein Bootshaus Stremme. Das musste es sein. Nachdem wir die Stadtgrenze passiert hatten, präsentierte sich die Stremme als wunderhübsches Seerosen- und Teichrosenfließ.
Nach 4 km mündet das Fließ in die Havel. Nach weiteren 4 km ist die Einfahrt zur Hohennauener Wasserstraße erreicht, der nach einem guten Kilometer in den Hohennauener See mündet. Kurz nach der Einfahrt befindet sich auf der linken Seite – kombiniert mit einer Badestelle – eine Gaststätte, die aber wegen der gestrigen schlechten Erfahrungen nur von wenigen genutzt wurde. Danach machten wir uns wieder auf den Rückweg, nun aber über die Havel und den Stadtkanal. Am Ziel angekommen, drängte Jörg schon zur Eile für eine Besichtigung der Rathenower Altstadt. Leider konnten sich nur sieben Sportfreunde für diese Tour entscheiden. Viele Kriege, Stadtbrände, Hochwasser und Vernachlässigung alter Bauten haben von der Altstadt nicht viel übrig gelassen. Aber das Wenige wurde sorgfältig restauriert.
Unser Weg führte über den Kirchberg, entlang der alten Stadtmauer mit noch einigen interessanten Details (Wehrtürme und Hosenschießscharten) bis zur Stadtschleuse und dem Denkmal des Großen Churfürsten. Wer in Brandenburg gut aufgepasst hatte, konnte in der Mauer wieder die alte Baukonstruktion des Mauerverbundes erkennen – Läufer, Läufer, Binder usw. (Bei neueren Ziegelbauten wechseln sich Läuferschichten mit Binderschichten ab). Natürlich blieb auch noch Zeit für eine kurze Einkehr in einem Eiskaffee.
Für Pfingstmontag hatte der Fahrtenleiter eine erweiterte Stadtumrundung vorgesehen. Gestartet wurde eine halbe Stunde eher. Unmittelbar vor der großen Havelschleuse befindet sich eine ausgebaute Umtragestelle zu einem Nebenarm. Sehr zum Erstaunen der vielen Wassergrundstücksbesitzer und zum Ärger einiger Angler fuhren wir in jeden Altarm hinein und davon gibt es immerhin vier. Eine Überraschung gab es am Optikpark. Versteckt nach einer Kurve schloss sich ein kleines „Spreewaldfließ“ an.
Hier wurden die Besucher des Optikparkes mit leichten Flößen etwa über 300 m lang gestakt. Alle diese Altarme gehen über Wehre vom Stadtkanal ab, teilweise ist danach sogar eine kurze Wildwasserstrecke. Ein Umtragen ist aber an diesen Wehren kaum möglich. Zum Schluss warteten wir wieder kurze Zeit an der Stadtschleuse. Heute war ein junger Mann der Schleusenwärter, der die Schütze beherzter öffnete, so dass die Schleusung etwas schneller als gestern ging. Kurz vor 12.00 Uhr landeten wir wieder am Kanuverein an. Und dann begann das große Verladen und Einpacken, so konnte jeder zur Kaffeetrinkenzeit seinen Heimathafen erreichen.
Ach so, wir hatten herrliches Pfingstwetter bei Sonnenschein, leichtem Wind und nicht zu heiß – danke Petrus.