Herbstfahrt nach Prebelow

Wenn der Freitag oder der Montag zum Brückentag zwischen einem beweglichen Feiertag und dem Wochenende wird, dann entsteht ein herrlicher Kurzurlaub von vier Tagen, der sich wunderbar für eine größere Kanutour anbietet. In diesem Jahr war es mit dem 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, wieder soweit. Im nördlichsten Zipfel von Brandenburg befindet sich inmitten der Rheinsberger Gewässer die Jugendherberge Prebelow.

Jugendherberge Prebelow

Die 1925 klosterähnlich gebaute und komplett modernisierte Jugendherberge liegt direkt am Großen Prebelow-See, mitten im Naturpark Stechlin-Ruppiner-Land, 10 km nördlich von Rheinsberg. Sie wurde Mitte der 90er Jahre um- und ausgebaut, so dass seit 1997 alle Zimmer über eine eigene Dusche und WC verfügten. Das Büro mit Rezeption, Allzweckraum und Speisesaal wurden neu geschaffen sowie eigene Sanitärräume für den gut genutzten Zeltplatz.

Unmittelbar an den Grenzen zur Mecklenburgischen Seenplatte gelegen, befindet sich das Haus inmitten eines Paradieses für Wassersportler und Naturliebhaber. 

Bereits in den  Jahren 2012, 2015 und 2017 hatte uns eine Herbstfahrt nach Prebelow geführt. Vorher fand unsere Silvesterfeier 1989/90 hier statt. Auch unsere Weihnachtsfeier 2019 haben wir in Prebelow durchgeführt. Die JH und vor allem das wasserreiche Umland waren uns also gut bekannt und wir konnten unsere Fahrtenleiterin Anke bestens unterstützen.

Achtzehn Sportfreunde nahmen das Angebot an und reisten am Freitag, den 29.09., gen Norden in eines der schönsten Paddelreviere Deutschlands.

Zu verdanken haben wir es der Weichsel-Kaltzeit. Vor ungefähr 12.000 Jahren  hatte sich das Gletschereis   nach Nordosten zurückgezogen,  sodass sich auf der heutigen Platte Sander und Urstromtäler ausbildeten. Das Eis schüttete nicht nur die Endmoränen auf und stauchte sie, sondern es formte beim Tieftauen auch Hohlformen, auf denen sich Seen bildeten. Das abfließende Schmelzwasser formte  Rinnen, auf dem heute viele der Seenketten liegen.  Die Seen sind meist langgestreckte Rinnenseen und als Seenketten in verschiedenste Richtungen angeordnet. Das Seengebiet um Prebelow gehört zum Neustrelitzer Kleinseenland. Sein südwestlicher Bereich wird durch das Rheinsberger Seengebiet eingenommen.

Der Einstieg der Jugendherberge liegt unmittelbar am Hüttenkanal. Da aber in östlicher Richtung alsbald die Schleuse Wolfsbruch (ohne Umtragungsmöglichkeit) folgt, bietet es sich an, die Befahrungsmöglichkeiten in westliche Richtung zu nutzen.

Die Rheinsberger Gewässer

Am Samstagmorgen werden wir mit blauem Himmel und Sonnenschein geweckt. Und schon kurz nach acht Uhr sitzt die gesamte Mannschaft am reich gedeckten Frühstückstisch. Ein großes Lob an das Küchenpersonal, es fehlt an nichts. Selbst für verwöhnte Ansprüche ist das Angebot vielfältig und reichhaltig. Anke hatte schon mal den Einstieg am Hüttenkanal inspiziert und fand ihn speziell für ältere Sportfreunde ungeeignet. Deshalb fuhren fast alle mit den Autos zum etwa 800 m entfernten Badestrand am Prebelowsee. Trotz des zusätzlichen Aufwandes sind wir gegen 10 Uhr startbereit.

Vor dem Start präsentieren wir uns noch zum unvermeidlichen Gruppenfoto.

Am Nordufer vom Großen Prebelowsee

Drei Sportfreunde wagen den abenteuerlichen Einstieg in die Boote. Also diesen Steg hat kein Kanute geplant und gebaut. Von Oberkante Steg bis zum Boot sind es mindestens 80 cm. Aber am Ende schaffen sie es, trocken in ihrem Boot zu landen. An den folgenden Tagen nutzen dann fast alle den Herbergssteg.

Unser heutiges Ziel heißt Flecken Zechlin. Wir starten am Großen Prebelowsee. Na ja, sehr groß ist er eigentlich nicht, aber er hat tatsächlich noch einen kleinen Bruder, der etwas weiter westlich liegt, über ein schmales Rinnsal sind beide Seen sogar verbunden.  Nach einer kurzen Durchfahrt wird der Tietzowsee erreicht.

Auf dem Tietzowsee

Wir halten uns am nördlichen Ufer und sehen bereits die Einfahrtszeichen zum Zootzen-See.

Der Zootzen-See ist ziemlich stark gegliedert, aber einige Tonnen für die Motorboote erleichtern die Orientierung. Nach zwei Kilometern wird der Repenter Kanal erreicht.

Im Repenter Kanal

Alsbald wird der Große Zechliner See erreicht. Nach einer langgezogen Linkskurve sehen wir nach 2,5 km die Einfahrtszeichen zum kurzen Durchstich zum Schwarzen See. Nach 10 km und zwei Stunden gemütlicher Paddelei legen wir am westlichen Ende dieses kleinen Sees  im Flecken Zechlin mit der Zechliner Fischerhütte an.

Anlanden an der Fischerhütte

Hier gibt es frisch gezapftes Flens und natürlich viele einheimische Fischsorten.

Mittagessen in der Fischerhütte

Nach einer langen Pause muss auf dem gleichen Weg zurück gepaddelt werden. Aber nun von der anderen Seite sieht die Welt  ganz anders aus. Gegen 16.00 Uhr sind wir wieder an der Jugendherberge angekommen und fast alle schaffen es, ohne ins Wasser zu fallen, auf den hohen Steg zu klettern.  

Am Abend ist heute Kino angesagt. Wolfgang zeigt uns die Fotos und Filme des heutigen Tages  sowie einen Film von der letzten Tour in Bulgarien mit der Wanderung in den Rodopen und der Paddeltour auf der Arda.

Es ist ein Kreuz mit den Wetter-Apps. Einige zeigen für den Sonntag schlechteres Wetter an und deshalb entscheiden wir uns für die Tour nach Rheinsberg.  Da der Ausstieg am Herbergssteg so gut geklappt hat, steigen heute fast alle dort ein. Nur vier Sportfreunde fahren noch zum Badestrand.

Umständlicher Einstieg am Steg der Jugendherberge

Einstieg am Steg der Jugendherberge

Als die Mannschaft komplett in den Booten sitzt, formieren wir uns zum offenen U für ein Paddlergruppenfoto.

Am Tietzowsee biegen wir nach Süden zum Jagow-Kanal ab. Nach einem Kilometer erreichen wir den Schlabornsee. Links von uns befindet sich Zechlinerhütte. Seit 1969 befindet sich die Gedenkstätte für den Entdecker der Kontinentalverschiebung   und Meteorologen Alfred Wegener am Ort, der mehrere Sommer in Zechliner Hütte verbracht hatte. Diese Gedenkstätte befand sich ursprünglich im ehemaligen Direktorenhaus der Weißglashütte, das von den Großeltern Alfred Wegeners bewohnt war und von seinem Vater, dem Theologen und Altphilologen Dr. Richard Wegener, 1886 als Sommerhaus der Familie gekauft wurde.

Ralle ist der Meinung, einen Weg für eine Blaustrichfahrt gefunden zu haben und will über eine Ausbuchtung des Schlabornsee durch einen schmalen Graben zum Mählitzsee paddeln, der wieder an den Schlaborn-Kanal anschließt. Aber alsbald müssen alle wieder umkehren. Auf den Gewässern fehlen am Ende des Sommers mindestens 50 cm Wasser, damit ist der schmale Graben nicht nur total verschilft sondern auch unbefahrbar (Nach aktueller Wasserwanderkarte ist die Strecke aus Naturschutzgründen auch gesperrt).

Nach 1,5 km wird der Große Rheinsberger See erreicht.

Großer Rheinsberger See mit der Remus-Insel

Obwohl der See den Namen der Stadt Rheinsberg trägt, liegt die Stadt und das bekannte Rheinsberger Schloss   nicht an diesem See, sondern am Grienericksee, mit dem der Rheinsberger See durch den kanalartig ausgebauten Rhin verbunden ist. Nach 9 km erreichen wir unser heutiges Ziel, die Stadt Rheinsberg. Jörg signalisiert uns, dass wir am Wehr nicht aussteigen können, weil wegen des niedrigen Wasserstandes die Steinschüttung am Ufer den Ausstieg sehr behindern würde. Wolfgang macht den Vorschlag, es beim Rheinsberger Ruderverein zu probieren. Wir haben Glück, dank des Sonntags sind im Bootshaus Sportfreunde anwesend. Für eine „Parkgebühr“ von 50 ct/Person dürfen wir unsere Boote auf dem Gelände lagern (Obwohl der Verein in der Liste der Kanustationen beim DKV ausgewiesen ist, wusste man davon vor Ort nichts).

Beim Rheinsberger Ruderverein

Auf einem Uferweg gelangen wir ins Stadtzentrum. In Rheinsberg haben am Sonntag mehrere Gaststätten geöffnet und so verteilt sich alsbald die kleine Truppe entsprechend unterschiedlicher Ansprüche.

Die Zeit bis zur verabredeten Rückfahrt reicht aus, um noch einen kleinen Bummel durch Rheinsberg zu machen. Dabei darf natürlich ein kurzer Blick auf das Rheinsberger Schloss nicht fehlen.

Rheinsberger Schloss

Jörg lud uns noch zu einer Besichtigung der Stadtmauer ein. Da aber alle ablehnten, muss Jörg seine geliebte Stadtmauer allein bewundern.

Der letzte Rest der alten Stadtmauer

Gegen halb drei Uhr steigen alle wieder in die Boote und wir treten die Rückfahrt bei leichtem Rückenwind an und sind bereits nach vier Uhr wieder an unserem Quartier.

Start am Rheinsberger Ruderverein

Übrigens, das Wetter hat sich den ganzen Tag von seiner besten Seite gezeigt. Wie auf den Fotos zu sehen ist, hat auch die Sonne geschienen.

Nach dem Abendbrot ist heute Spieleabend angesagt. Der größte Teil der Sportfreunde findet sich im Klubraum ein und schnell bilden sich zwei Zockerrunden beim Würfeln und Domino. Nur die Hundebesitzer müssen leider draußen bleiben.

Am Brückentag paddeln wir nach Kagar. Die Fahrtenleiterin Anke hatte in Erfahrung gebracht, dass die dortige Gaststätte wegen Personalmangel geschlossen hat. Aber von der Jugendherberge erhielten wir ein schönes Lunchpaket, welches wir uns am Frühstücksbuffet selbst zusammenstellen konnten.

Wieder scheint die Sonne und bis zur Mittagszeit hat sich die Temperatur auf 24 Grad hochgeschaukelt. Da macht das paddeln Spaß. Bis Kagar sind es nur 8 km. Also lassen wir uns viel Zeit und genießen die Fahrt durch die kleinen Seen und vor allem durch den für Motorboote gesperrten urwüchsigen Kagarschen Bach.

Baumhindernis im Kagarschen Bach

Danach erreichen wir den Kagarsee. Die einzige öffentliche Ein- und Ausstiegsstelle ist der Gemeindesteg. An allen anderen Stegen prangt das Schild: „Betreten verboten!“. Leider ist der Steg kein Schwimmsteg, also heißt es wegen des Wassermangels wieder mühselig aus den Booten kraxeln.

Öffentlicher Bootsanleger in Kagar

Sonnen am Bootsanleger

Nachdem wir unser Lunchpaket verputzt haben, schlendern einige noch ins Dorf und bewundern die alte Dorfkirche, die heute sogar geöffnet hat.

 

Dorfkirche in Kagar

Gegen 13.15 Uhr bemühen wir uns, teilweise mit Hilfe, wieder in die Boote und paddeln die gleiche Strecke über Kagarsee, Kagarscher Bach, Dollgowsee, Schlabornsee, Tietzowsee nach Prebelow zurück.

 

Wiedereinstieg mit Hilfe

Heute verladen alle ihre Boote, denn am Feiertag wollen die meisten nach Hause fahren. Am Abend sitzen wir wie am ersten Abend am Lagerfeuer und schwatzen mit den neben uns Sitzenden.

Gemütliche Runde am Lagerfeuer

Am 3. Oktober ist leider schon der vierte Tag unserer Herbstfahrt erreicht. Einige treten gleich die Heimreise an, aber  Silke und Sven, Ralle und Nicole im Zweier, Anne, Juliane und Martin im K1 wollen noch den Rhin paddeln.   

Rund 16 Kilometer geht es von der Einsatzstelle in der Nähe des Bahnhofs über den Nebenfluss der Havel, der fast im Format eines Wildwasserbaches daherkommt. Das liegt daran, dass sich der   Rhin südlich der Rheinsberger Seenlandschaft durch Waldgebiete schlängelt und dabei kräftig mäandert, das heißt seinen Lauf immer wieder verändert.  So kurven- und abwechslungsreich ist die Fahrt, dass man sich fast wie auf einer Expedition fühlt. Selten sind mehr als 20 Meter Wasserlauf zu überblicken, ehe der Fluss geheimnisvoll hinter der nächsten Biegung verschwindet.

Was bei der sanften, aber stetigen Fließgeschwindigkeit des Wassers, das zwischen Rheinsberg und Zippelsförde immerhin ein Gefälle von 17 Metern überwindet, allerdings Armarbeit verlangt. Plötzlich heißt es hinter einer Kurve zu bremsen. Zwischen den Feuchtwiesen, die sich mittlerweile mit immer dichteren Baumgruppen abwechseln, liegt ein Stamm oder mehrere quer über dem Wasser.   Nur tief ins Boot geduckt gelingt der Durchschlupf.

Hindernisbewältigung im Rhin mit dem Zweier

Wir fahren durch ein Naturschutzgebiet, hier ist  der Rhin grundsätzlich  naturbelassen, und da gehören tief hängende Äste und umgestürzte Stämme dazu.  

Hier muss man gelenkig sein

Bei  kaum einer Handbreit bis zu etwa einem Meter Wassertiefe ist sogar die Nutzung von Kanadiern mit Stechpaddeln wegen der seltenen Flussmuscheln im weichen Sandbett verboten. Es heißt also das Wasser aufmerksam „zu lesen“, die hellen flachen Stellen zu meiden und dort zu fahren, wo es „dunkel“ scheint. In den vielen engen Kurven  fahren wir in den Außenkurven, beim Überholen in der Innenkurve fährt man sich garantiert im flachen Wasser fest.

Nach anderthalb Stunden erreichen wir die winzige Siedlung Rheinshagen. Alle Boote müssen aus dem Wasser. Eine Fischtreppe muss umtragen werden.  Nachdem alle ihren kleinen Imbiss verzehrt haben, heißt es wieder einzusteigen und die zweite Hälfte der Strecke zu paddeln. Nach rund drei Stunden erreichen wir Zippelsförde, wo der Rhin kurz vor einem Wehr endgültig verlassen werden muss.  

Danke Anke

Wir bedanken uns bei Anke, die ihre erste Fahrtenleiteraufgabe hervorragend gemeistert hat. Besonders lobend müssen wir ihren guten Draht zu Petrus hervorheben.

 

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