Rechtzeitig vor dem Termin der 45. Winter-Spree-Fahrt trudelte die offizielle Ausschreibung bei den Wanderwarten oder den Fahrtenleitern der Vereine an. Darüber hinaus war die Fahrt auch im Sportprogramm des LKV Berlin ausgeschrieben.
Stolz verkündet der Fahrtenleiter Jörg zur Eröffnung die Teilnehmerzahlen der diesjährigen Fahrt: Es haben 24 Vereine mit 115 Teilnehmern gemeldet. Davon werden 89 Teilnehmer aufs Wasser gehen. 28 Kanubären gehören zum heutigen Serviceteam und werden die Organisation der Fahrt aktiv begleiten und unterstützen. Dazu gehören das Umsetzen der Kraftfahrer von Spreeau zur Tränke, der Transport von Material, das Lagerfeuer, der Einkauf von Fleisch und Getränken, die Betreibung des Grillstandes in Mönchwinkel, die Zubereitung von Glühwein, Tee, Kaffee und Kuchen. Der Kuchen am Ziel kommt aus 12 Backstuben der Kanubären.
Sammeln vor der Eröffnung an der Großen Tränke bei Sonnenschein
Von den Paddlern sind der LKV Berlin mit 50 Teilnehmern, der LKV Brandenburg mit 24 Teilnehmern, der LKV Mecklenburg-Vorpommern mit 9 Teilnehmern, der LKV Thüringen mit 2 Teilnehmern und 4 Einzelpaddler beteiligt.
Leider musste Jörg, wie bereits im vergangenen Jahr darauf hinweisen, dass wegen erhöhter Preisforderungen der Gemeinde Hangelsberg für die Nutzung des Bürgerhauses und der Turnhalle eine nicht mehr akzeptable Teilnehmergebühr sich summieren würde. Aus diesem Grunde entschied der ausrichtende Verein Berliner Kanubären, die Fahrt auf einer verkürzten Strecke und wieder nur als Eintagesfahrt durchzuführen.
Hatten wir bei den ersten zehn Fahrten unter dem Fahrtenleiter Hilmar Schmidt mehrere Male richtigen Winter, wo wir wegen des hohen Schnees nur Wandern oder Skifahren konnten, aber da fand die Fahrt auch noch im Februar statt. Der damalige Berliner Wanderwart fand das nicht so gut und verfügte, dass die Fahrt auf Ende November gelegt werden musste. Seitdem kann ich mich nicht erinnern, dass es einmal geschneit hätte. Nieseliges und trübes Novemberwetter war allerdings meistens. Aber in diesem Jahr sackten die Temperaturen pünktlich zum terminierten Sonnabend auf null Grad ab. In Berlin und südlich in Brandenburg hatte es in der Nacht sogar geschneit. Und auch am Tage kletterten die Temperaturen kaum über ein Grad hinaus. Aber die Kanuten hatten sich alle gut vorbereitet und waren mit Pudelmützen und warmen Anoraks gut eingemummelt. Und als wir dann nach dem Eröffnungsschrei „Sport frei!“ endlich in den Booten saßen, die Spritzdecken geschlossen waren, die ersten Meter gepaddelt waren, wurde uns recht schnell wieder warm. Jetzt war der gut beraten, dessen Hände noch in dicken Neopren-Paddelpfötchen steckten.
Die SCBG-Mannschaft vor dem Start (Wo ist Markus?)
Der viele Regen im November hatte auch sein Gutes. Der Pegel an der Großen Tränke beträgt 1,73 m, der mittlere Wasserstand MW beträgt 1,62 m. Trotzdem befindet sich am Wehr noch eine kleine Stufe und ob der niedrigen Temperaturen wagt keiner die Wehrabfahrt. Aber der gute Wasserstand bringt eine Fließgeschwindigkeit von ca. 2,5 km/h. Wir benötigen für die rd. 12 km bis zur Mittagspause 105 min, das entspricht einer Paddelgeschwindigkeit von 6,9 km/h. Für die weiteren rd. 8 km bis zum Ziel in Spreeau benötigen wir 80 min, das entspricht einer Paddelgeschwindigkeit von 6,0 km/h. Ich glaube, da haben wir ganz viele Pausen gemacht.
Start unterhalb des Wehres Große Tränke, noch scheint etwas Sonne
Beim Paddeln der schmalen Müggelspree möchte man nicht glauben, dass hier bis zur Inbetriebnahme des Oder-Spree-Kanals im Jahr 1891 der ganze Schiffsverkehr der Spree hindurchlief. Prominentestes Frachtstück war im Oktober/November 1828 die Granitschale, die heute vor dem Alten Museum in Berlin-Mitte steht. Aus dem Großen Markgrafenstein in den Rauenschen Bergen herausgesprengt, meißelte man aus dem riesigen Granitblock noch an Ort und Stelle eine Schale mit 50 cm Wandstärke und fast 7 m Durchmesser und setzte diese in Fürstenwalde auf einen 40 m langen und 5 m breiten Holzkahn. Er musste 76 Tonnen tragen und brachte die „Suppenschüssel“ bis ins Berliner Zentrum.
Hohe Laub- und Nadelwälder treten nach der Tränke nahe an die Ufer heran und bilden manch lauschiges Plätzchen, was im Sommer auch gern zum Zelten genutzt wird.
Vor dem Wehr Große Tränke kurz nach Sonnenaufgang An der Müggelspree
Nach 5 km erreichen wir auf der rechten Seite Hangelsberg. Gleich am Ortsanfang befindet sich eine Badestelle, an der man im Sommer gut anlegen kann. Aber Baden will heute keiner. Der Ort zieht sich fast 5 km hin. Da die Müggelspree hier stark mäandriert, entfernen wir uns manches Mal vom Ort, aber nach der nächsten Kurve ist er wieder da. Kurz nach dem Kanuverleiher und –verkäufer „Kanu Sport Spree“ verlassen wir Hangelsberg.
Die Strömung, die noch immer gut zu merken ist, ließ in den Mäandern für ein Urstromtal erstaunliche Prall- und Gleithänge entstehen. An den Prallhängen steht der Mischwald bis ans Ufer, an den Gleithängen befinden sich meist weitläufige Wiesen.
Martin vorm Hochwald
Petra und Wolfgang im Zweier
Die Fahrt führt durch eine stille, naturbelassene Landschaft bis wir auf der rechten Seite den kleinen Ort Mönchwinkel erreichen. Hier gab’s vor vielen Jahren noch das Gasthaus zum Storchennest direkt am Ufer. Aber davor ist ein schöner Rastplatz mit einer guten Einsatzstelle und einem kleinen Parkplatz an der Straße.
Jetzt haben wir bis zur Mittagspause nur noch einen Kilometer. Da sehen wir auch schon die kleine Brücke über die Müggelspree und kurz danach können wir auf der linken Seite in einer Bucht trockenen Fußes aussteigen. Leider haben hier die zuerst Ankommenden ihre Boote gleich in Gewässernähe abgelegt und für die später Ankommenden bleibt nur ein ganz schmaler Pfad. Sportfreunde, heute sind fast 90 Paddler auf dem Wasser!
Anlanden zur Mittagspause in Mönchwinkel
Das Serviceteam der Kanubären hat schon den Grill aufgebaut, die Getränke heiß gemacht und das Lagerfeuer entzündet. Es gibt wie immer Steaks und Bratwürste, dazu reichlich Glühwein, aber auch heißen Tee.
Juliane am Glühweinstand
Ute steht mehr auf Steaks...
...Juliane und Martin trinken lieber Glühwein am Feuer...
...und Anne mag am liebsten Bratwurst
Da nur noch eine gute Stunde zu paddeln ist und am Ziel ein Auto steht, muss ich leider als Autofahrer schon nach dem zweiten Becher Glühwein aufhören. Vielleicht verdunstet der Alkohol etwas schneller, wenn ich mich ans Feuer stelle. Plötzlich fallen auch ein paar große Schneeflocken vom Himmel, denn der schöne Sonnenschein vom Vormittag hat sich inzwischen hinter dicke Wolken verzogen.
249jährige Frauenpower
Nach einer Stunde Pause machen wir noch ein kleines Gruppenfoto und danach starten wir zur zweiten Halbetappe.
Auf diesem Streckenabschnitt wurden vor 2000 zwei Altarme mittels eines Durchstichs reaktiviert, der bisherige Zustand wurde durch einen Erddamm abgesperrt. Alle neuen Mäander sind beschildert, man kann also nicht vom "Weg" abkommen. Allerdings hätten wir bei dem heutigen Wasserstand auch die alte „Abkürzung“ nehmen können. Die Müggelspree ist nun wieder im Zustand wie vor über hundert Jahren. Gleich am ersten Durchstich ist auf der linken Seite eine schöne und auch verschwiegene Badestelle (der Hinweis für diejenigen, die im Sommer ihre Badekleidung nicht nass machen wollen).
Nach einer guten Stunde sehen wir schon in einer langen Geraden von weitem die Straßenbrücke, die Spreeau und Neu Hartmannsdorf verbindet. Nach der Brücke befinden sich auf der linken Seite mehrere Möglichkeiten zum Aussteigen.
Anne und Ute aus Neukölln haben’s geschafft
Inzwischen ist es bereit halb Vier. Vom Start bis hierher haben wir mit Pause genau vier Stunden gebraucht.
Es ist auch Kaffeezeit. Die Kanubären bauten inzwischen ein großes Zelt über einen langen Tisch auf. Auf dem Tisch tummeln sich 12 verschiedene Kuchensorten, alle in privaten Backstuben des Veranstalters gebacken. Als Erstes ist der kalte Hund verputzt. Ich entscheide mich dann noch für einen ganz lockeren und leckeren Quarkkuchen. Dazu gibt es natürlich Kaffee und Tee.
Ute am Kuchenbuffet
Liebe Berliner Kanubären, das habt Ihr alles wieder ganz toll organisiert, sogar für einen Hauch Winter hat es gereicht. Wir bedanken uns ganz herzlich bei dem Fahrtenleiter Jörg und seinen vielen Sportfreunden und freuen uns schon auf das nächste Jahr und hoffen insgeheim wieder auf eine zweitägige Wochenendfahrt.