Osterfahrt auf der Trebel

Ostern liegt 2018 Ende März, Anfang April. Und wie heißt es so schön im Osterspaziergang in Goethes „Faust“:

Der alte Winter in seiner Schwäche
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur.

Aber dazu später. 16 Sportfreunde reisen Gründonnerstag am Nachmittag im Jugendgästehaus „Graureiher“ in Nehringen an. Nehringen??? Noch nie gehört. Kann man da überhaupt paddeln?

Das Dorf Nehringen befindet sich etwa 18 Kilometer südwestlich von Grimmen und 17 Kilometer nordwestlich von Demmin am Fluss Trebel, der hier die historische Grenze zwischen Mecklenburg und Pommern bildete.

Der Ort Nehringen wurde 1387 das erste Mal urkundlich erwähnt und weist eine interessante   Geschichte auf, die sich vor allem in den ständig wechselnden Besitzverhältnissen widerspiegelt. Infolge des 30jährigen Krieges  geriet das  Dorf in Westpommern in schwedische Verwaltung und erst ab 1818 gehörte es wieder zu Preußen. Der schwedische Einfluss zeigt sich vor allem bei einigen beeindruckenden alten Fachwerkhäusern, die im sogenannten schwedischen Barock errichtet wurden.

Bauernhäuser im schwedischen Barock

Für den Karfreitag ist die Strecke von Kirch Baggendorf nach Tribsees geplant. Im Wasserwanderatlas sehen wir eine außerordentlich kurvenreiche Strecke. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto vor dem Start finden wir dank des Navi auch die Einsatzstelle an der Trebel in der Nähe des Dorfes Kirch Baggendorf und staunen nicht schlecht. Die Trebel führt Hochwasser und man hätte heute durchaus auch bereits in Grimmen einsetzen können. Aber es ist kalt, sehr kalt sogar, wie man an den dick Vermummten auf dem Gruppenfoto sehen kann. Zum Glück scheint die Sonne, die aber auch  nur unwesentlich wärmt.

Einsatzstelle bei Kirch Baggendorf

Weit nach 10.00 Uhr sind dann alle Boote zu Wasser gelassen und wir können dank des hohen Wasserstandes weit über die Ufer in die flache pommersche Landschaft blicken. Die Einerkajaks meistern mühelos die zahlreichen Links- und Rechtskurven, nur die Zweier benötigen in einigen wenigen Kurven Paddelunterstützung.

Alsbald sehen wir den Kirchturm von Tribsees, der aber ob der vielen Flusswindungen sich nur sehr langsam nähert. Unter einer alten Eisenbahnbrücke heißt es, sich noch mal ganz tief bücken.

Alte Eisenbahnbrücke vor Tribsees

Dann ist auch nach wenigen Metern das heutige Ziel erreicht.

 Ankunft in Tribsees

Der Fahrtenleiter hat ein abgeschlossenes Gelände geordert, so dass wir die Boote nicht wieder verladen brauchen. Danach wandern wir zur Trebelklause, in der uns Holger zum Mittagessen angemeldet hat. Nach dem Mittagessen bleibt noch etwas Zeit, um durch den Ort zu bummeln. Aber Tribsees hinterlässt einen sehr traurigen Eindruck, hier sind die „blühenden Landschaften“ noch lange nicht angekommen.

Nach der üblichen Autopendelei holen wir die Mitfahrer in der Gaststätte ab und fahren wieder zu unserer Unterkunft in Nehringen. Am Abend gibt es selbstgemachtes Kino sowie den Film des Tages.

Start in Tribsees

Am Sonnabend soll die Fahrt auf der Trebel fortgesetzt werden. Unversehrt (und vollzählig) finden wir unsere Boote vor. Als erstes hat sich schon mal die Sonne hinter undurchdringlichen Wolken verzogen. Dazu weht auch noch ein scharfer Wind aus Nordwest, der sich nur mit Pudelmütze, Schal und Paddelpfötchen einigermaßen aushalten lässt. Deshalb beschlossen wir bereits am Morgen, auf die Mittagspause am Grill zu verzichten und die Grillerei lieber an unserem Quartier durchzuführen. In einem großen Bogen umfahren wir Tribsees.

Die Straßenbrücke lässt sich mühelos hindernisfrei unterfahren. Nachdem wir Tribsees hinter uns gelassen haben, erreichen wir nach wenigen Kilometern die Autobahnbrücke der A20 und kurz danach das einzige Wehr des heutigen Tages. Obwohl das Wehr im Flussführer als unfahrbar vermerkt ist, können wir es nach kurzer Inspektion durch Sven dank des erhöhten Wasserstandes alle problemlos befahren. Keiner hätte Lust gehabt, bei dieser Kälte auszusteigen.

Laut Flussführer „unfahrbares“ Wehr

Die Trebel hat total ihren Charakter geändert. Vorbei sind die vielen Kurven. Breit und träge fließt sie dahin. Wir sind im kanalisierten Trebelkanal. Von der alten Trebel, die kurz vor dem Wehr rechtsseitig abzweigte, wurde uns abgeraten, da die Gefahr bestand, dass durch die Herbststürme einige Bäume quer liegen könnten, die in dem sumpfigen Gelände nur schwierig zu umtragen seien. Meistens fahren wir in Ufernähe im Schutz des alten Schilfes, um etwas vor dem scharfen Wind geschützt zu sein.

Endlich sehen wir die hölzerne Klappbrücke von Nehringen. Sie wurde an Stelle einer Furt zwischen Pommern und Mecklenburg erst im Juni 1911 für den Verkehr freigegeben. Seitdem wurde sie bereits dreimal abgerissen und nach den alten Plänen der Vorgängerin zur Freude der Wassersportler und Touristen wieder erneuert. Sie ist für Fahrzeuge bis 2,5 t. befahrbar.

 Klappbrücke Nehringen

Während wir die Fahrzeuge von Tribsees holen, werden bereits die Grills angeheizt und wir können im warmen Raum unser Mittagsmahl halten.

Die iPads versprechen ab 13.00 Uhr leichten Schneefall. Das verschiebt sich zwar auf den Abend, aber dafür wird es umso heftiger. Es sind nicht nur ein paar ohnmächtige Schauer körnigen Eises, sondern am Ostersonntag sind es satte 10 cm Neuschnee. So hat keiner Lust, noch die restlichen Kilometer auf der Trebel bis nach Demmin zu paddeln, zumal wir erst die Autos und danach den Weg zur Straße freischaufeln müssen.

Überraschung am Ostersonntag

Im Norden von Meck-Pomm besteht Katastrophenalarm. Durch den vielen Schnee gibt es erhebliche Störungen bei der Stromversorgung. Unser Quartier ist seit der Nacht ohne Strom. Das heißt auch, keinen heißen Kaffee oder Tee zum Frühstück. Der diensthabende Koch ist völlig hilflos, aber endlich deckt er das Frühstücksbuffet. Gibt’s halt kalten Saft zu Marmeladen- und Wurststullen.

Einige Sportfreunde fahren nach dem kargen Frühstück nach Greifswald. Immer noch schneit es sehr heftig. Auch ist man hier am Ostersonntag nicht mehr auf Winterdienst eingerichtet. Tapfer stampfen wir durch den Schneematsch zum Geburtshaus von Caspar David Friedrich, zum Greifswalder Dom und zum pommerschen Landesmuseum. Natürlich gibt es in Greifswald auch heißen Kaffee und ein warmes Mittagessen.

Ostersonntag In Greifswald

Am Nachmittag ist in Nehringen der Stromanschluss immer noch nicht wieder hergestellt. Die anwesenden Sportfreunde packen ihre Sachen und beschließen vorzeitig abzureisen, denn inzwischen wird es auch in den Räumen empfindlich kalt. Als alles verpackt ist, geht das Licht gegen 16.00 Uhr plötzlich wieder an. Aber nun ist es zu spät, die Betten sind abgezogen, die Zimmer besenrein. Nur Anke, Sabine und Wolfgang, die für die Besichtigung von Greifswald sehr viel länger brauchten, bleiben noch eine Nacht und reisen planmäßig am Ostermontag nach Hause. Und als wäre nichts gewesen, scheint heute eine strahlende Sonne vom tief blauen Himmel:

Aber die Sonne duldet kein Weißes.
Überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farbe beleben.
Doch an Blumen fehlt‘s im Revier.
 

Über Sonne und warmes Wetter lesen wir dann im nächsten Bericht!

 

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